INTERVIEW MIT TOM HEGEN

18.02.2023

INTERVIEW MIT TOM HEGEN

Der Fujifilm X-Photographer Tom Hegen erzählt über seine spannende Reise nach Namibia mit der Fujifilm X-H2

 

Hallo Tom, was war deine erste Kamera und wie bist du zur Fotografie gekommen?

Als ich 19 Jahre alt war, verbrachte ich ein Jahr in Neuseeland, um meinen Zivildienst zu absolvieren. In den Wochen vor meiner Abreise gewann ich im Rahmen eines Designwettbewerbs eine Digitalkamera. Meine erste eigene Kamera, eine Nikon D5000. Natürlich nahm ich sie mit nach Neuseeland und begann, die Ausflüge, die ich an den Wochenenden in der spektakulären Landschaft dieses wunderschönen Landes unternahm, zu dokumentieren. Dies war auch der Beginn meines Interesses an der Fotografie und der Landschaftsfotografie im Besonderen.

 

Foto: Tom Hegen
Foto: Tom Hegen

 

Du bist bekannt für deine ausgezeichneten Luftaufnahmen. Wie war dein Werdegang zum Fotografen in dieser besonderen Nische, inwiefern hat dir deine Ausbildung zum Grafikdesigner dabei geholfen?

Nach meiner Rückkehr von Neuseeland habe ich Kommunikationsdesign studiert. Ein gestalterischer Studiengang, der sämtliche Disziplinen aus der visuellen Kommunikation verbindet, aber doch eher auf die Anwendung von Gestaltung im alltäglichen Gebrauch ausgerichtet ist. Die Fotografie hat sich hier weiter zu meinem gestalterischen Fokus entwickelt und auch über das Studium hinaus ist sie zu einer großen Leidenschaft geworden. Nach meinem Studium hatte ich dann zunächst als Gestalter in einem Designbüro gearbeitet. Ich hatte aber bereits während des Studiums den Wunsch verspürt, selbstbestimmt und an freien Themen arbeiten zu können.

Nach ein paar Monaten hatte ich den Job dann gekündigt und mich in die Selbstständigkeit gewagt. Zu dieser Zeit hatte ich auf an meinem ersten Bildband HABITAT gearbeitet und mein Interesse für Luftbildfotografie hat sich weiter stark entwickelt. Ich denke, auch heute noch sieht man meinen Werken den Einfluss der Grafikdesign-Ausbildung an. Ich versuche Gestaltungsprinzipen wie Arbeiten mit Formen, Farben, Geometrie, Weißraum, Kontrasten oder Mustern auf die Fotografie zu übertragen.

 

Fotos: Tom Hegen

 

Was sind für dich die größten Herausforderungen vor und während des Shootings im Flugzeug, bzw. Hubschrauber?

Nach der Idee ist viel Recherche notwendig. Ich benötige Genehmigungen, um bestimmte Gebiete überfliegen zu dürfen. Ich muss Flugzeuge oder Hubschrauber und einen geeigneten Piloten finden. Er muss bereit sein, mich nach meinen Anweisungen in die richtige Position zu bringen. Die Helikoptertür ist offen. Es kann sehr, sehr kalt sein. Hinzu kommt extrem starker Wind von den Rotorblättern. Während des Fotografierens lehne ich mich aus dem Hubschrauber heraus. Es ist kaum möglich, die Kamera ruhig zu halten. Eigentlich ist es die schlechteste Umgebung, um exakte Bildkompositionen und verwacklungsfreie Aufnahmen zu bekommen. Am Ende sind es wenige Sekunden, in denen alles zusammenpasst. Aber wenn ich durch die Kamera sehe und merke: Alles – von der Idee bis zum jetzigen Moment – passt zusammen – und es wird ausstellungswürdige Bilder geben, dann geht mir das Herz auf.

 

Foto: Tom Hegen

 

Erzähl uns etwas über deine Reise an die Küste von Namibia. Was macht die Landschaft dort für dich so einzigartig?

Namibia bietet landschaftlich einmalige Kulissen. Es gibt dort die höchsten Sanddünen der Welt und Namibia ist der einzige Ort auf unserer Erde, an dem die Wüste direkt ins Meer läuft. Das Land hat eine unvergleichbare Weitläufigkeit. Besonders aus der Luft betrachtet, werden die Merkmale und Dimensionen der Landschaft besonders deutlich. Hinzu kommt ein Licht von besonderer Qualität, da die Sandpartikel in der Luft die Sonnenstrahlen weich brechen.

 

Foto: Tom Hegen

 

Du hattest in Namibia als einer der ersten Fotografen die Möglichkeit, die Fujifilm X-H2 ausgiebig zu testen. Welche Funktionen und Features haben dich an dieser Kamera während der Reise besonders begeistert?

Ich fotografiere meine Projekte eigentlich ausschließlich mit dem GFX-System von Fujifilm. Als ich die X-H2 mit ihrer 40-MP-Auflösung für ein Testprojekt zur Verfügung gestellt bekam, wusste ich, dass dies eine beeindruckende Auflösung für einen APS-C-Sensor ist. Ich war wirklich überrascht, wie die Dateien im Vergleich zu den gleichen Szenen, die ich mit dem GFX-System aufgenommen hatte, aussahen. Selbst wenn es sich um eine völlig andere Kamerakategorie handelt, gibt der Sensor beeindruckende Details wieder.

 

Foto: Tom Hegen

 

Mit welcher Kamera und welchen Objektiven fotografierst du zurzeit und wo liegen für dich die Vorteile bei deinem Set-up?(Gern genauer aufzählen, mit welcher Kamera und Objektiven du fotografierst)

Ich arbeite mit der GFX100 und GFX100s und vorwiegend mit einer Reihe von Festbrennweiten zwischen 30 - 120 mm. Dieses System ist mit dem Fünf-Achsen-Bildstabilisator, der Geschwindigkeit und dem geringen Rauschverhalten auch bei höheren ISO-Werten das perfekte System für meine Art der Fotografie. Auch die Optiken haben eine herausragende Qualität.

Das Endergebnis meiner Arbeit sind meist großformatige Drucke. Ich dokumentiere Orte auf der ganzen Welt, die manchmal sehr komplexe Landschaften aufweisen, eine Geschichte über einen bestimmten Ort erzählen oder Details zeigen, die vom Boden aus nicht sichtbar sind. Ich komme an Orte, die nicht jeder zu sehen bekommt, und ich möchte, dass meine Bilder ein Fenster in eine Welt sind, die erforscht werden will. Meine Kunstdrucke messen zwei Meter in der Breite und mehr. Für mich ist die ultimative Erfahrung einer Fotografie, wenn ich vor einem Abzug stehe und alle Details des Bildes sehen kann. Um das zu erreichen, benötige ich die beste verfügbare Bildqualität.

 

Foto: Tom Hegen

 

Gibt es eine bestimmte Landschaft, die du noch unbedingt von oben aus einfangen möchtest und was ist dein nächstes Ziel?

Ideen für neue Projekte habe ich viele, aber weniger die Zeit, sie alle umzusetzen. Ich komme gerade von einem Projekt aus Borneo zurück, wo ich illegale Goldminen in den noch verbliebenen Regenwäldern dokumentiert habe.

 

Foto: Tom Hegen

 

Hast du für unsere Leser einen Tipp zur Luftfotografie, den du uns verraten magst?

Gute Luftbildfotografie ist eine besondere Herausforderung. Deshalb sollte man sich gut vorbereiten und einen Plan haben, was man fotografieren möchte. Wind, Wetter und die Umgebung vor jedem Flug prüfen. Außerdem ist es wichtig, mit dem Piloten genau zu kommunizieren, in welche Richtung er fliegen soll. Schließlich können die Bilder nur so gut werden, wie der Pilot den Fotografen in die richtige Position bringen kann.