INTERVIEW MIT MILENA ZARA

09.07.2021

INTERVIEW MIT MILENA ZARA

Milena Zara hat bei unserem Fotowettbewerb „Schau nochmal anders“ den ersten Platz belegt. In unserem Interview sprechen wir darüber, wie sie zur Fotografie gekommen ist, was sie inspiriert, über ihre Zeit am Lette Verein und wie sie fotografische Herausforderungen angeht.

 

Hey, Milena! Wie bist du zur Fotografie gekommen,
und was war deine erste Kamera?

Zur Fotografie habe ich mit 21 auf meiner Backpacker Reise durch Südostasien gefunden. Ich bin damals allein nach meiner Intuition gereist, ohne einen bestimmten Reiseplan. Menschen kamen und gingen, aber meine Kamera blieb mein fester „Partner“.

Die Suche nach neuen Bildern hat mir den Weg gewiesen und mir ein Gefühl von Unabhängigkeit und Sicherheit vermittelt. So wie Andere Tagebuch schreiben, habe ich meine Erfahrungen in Bildern festgehalten und dadurch verarbeitet.

Meine erste Kamera fand ich bei meinem Opa, der eine Contax RTS mit Carl Zeiss Objektiv unbenutzt zu Hause im Schrank liegen hatte. Ich habe ihn gefragt, ob ich sie ausprobieren kann. Glücklicherweise hat er sie mir geschenkt.

 

 

Welche Art von Fotografie interessiert dich und wo findest du deine Inspiration?

Am meisten interessieren mich Menschen und Emotionen in der Fotografie. Wenn mich ein Bild berührt, egal auf welche Weise, ist es ein gutes Bild für mich. Porträt und Mode finde ich sehr spannend. Die soziale Komponente ist mir persönlich sehr wichtig. Sie verleiht mir Energie in meiner Arbeit.

Ein Großteil meiner Ideen ist inspiriert von meiner eigenen Lebensgeschichte. Muse finde ich in der Mode, auf Reisen, in der Malerei und in Menschen. Wenn ich Joggen gehe, sortiere ich meine Gedanken und meine Ideen nehmen Gestalt an. Ich merke, welche Vision sich durchsetzt und die wird dann als Nächstes realisiert.

 

Du schaust dir deine Bilder nach einem Shooting an. Was haben die Bilder, die dir besonders gut gefallen an sich?

Das Zusammenspiel aus Komposition, Farben und Gefühl sind Faktoren, die meine Bildauswahl stark beeinflussen. Besonders gut gefallen mir Bilder die etwas Neues, Mutiges an sich haben, mit einer Prise von etwas Altem, Bekannten. Das ist eine besondere Mischung, die meine Aufmerksamkeit weckt. Ich mag Irritation.

 

 

Du bist Absolventin des Lette Verein Berlin. Inwiefern hat dich die Schule auf das Fotografieren bzw. auf das Fotograf*in sein vorbereitet?

Die Schule ist eine große Unterstützung, wenn man offen ist und keine Angst hat sich mitzuteilen. Als ich mich beworben habe, wusste ich schon ganz klar, dass ich mit Fotografie meinen Lebensunterhalt verdienen und im Bereich Porträt und Mode tätig sein möchte. Ich wollte mir mehr fotografisches Wissen aneignen und dazulernen.

Die Lehrer setzen sich für einen ein und sind bemüht, jeden auf seinem individuellen Weg zu unterstützen. Von nichts kommt nichts. Eigeninitiative ist eine Grundvoraussetzung, denn man kann nicht erwarten dort zum Fotografen gemacht zu werden und danach ohne Arbeitserfahrung direkt erfolgreich zu sein.

Wichtig ist es, auf seine eigene Stimme zu hören. Ich habe immer versucht, jede Aufgabe zu meiner eigenen zu machen. Das bedeutet für mich, sich in den Aufgaben zu verwirklichen und niemandem zu „gefallen“.

Deshalb bin ich gerne hingegangen und empfand die Schule persönlich als Bereicherung. Das wirkliche Lernen findet dann aber außerhalb des Schulkontextes statt, wenn man lernt auf dem Markt zu überleben.

 

 

Was war bis jetzt deine größte Herausforderung in der Fotografie, von der du heute vielleicht am meisten profitierst?

Der Anfang war die größte Herausforderung. Wenn man eben noch keine Erfahrung und keine Kontakte hat, um ans Set zu kommen. „Fake it till you make it“ war lange Zeit mein Motto. Ich habe Jobs gemacht in denen ich null Erfahrung hatte und habe mich dort glaubwürdig verkauft. Glücklicherweise konnte ich dadurch ziemlich gut vernetzte Menschen kennenlernen, die ich heute zu meinen Freunden zähle und für deren Vertrauen ich sehr dankbar bin.

Ich bin oft ins kalte Wasser gesprungen. Das gibt einem Selbstvertrauen und wenn neue Hindernisse auftreten das Gefühl, dass man das schaffen kann. Deshalb sehe ich Herausforderungen als Challenge an, die mich im Nachhinein stärkt. Etwas Aufregung gehört dazu, sonst wäre es ja langweilig.

 

Als Letztes wüssten wir gerne, ob du noch einen Tipp hast, für alle, die gerade mit der Fotografie anfangen?

„Just do it“ – Einfach machen und nicht zu viel nachdenken. Man kann alles lernen, wenn man etwas wirklich will. Leute kontaktieren, assistieren, mit Freunden üben. Hinfallen, aufstehen, weitermachen.

 

 

Credits & Dank gehen an:

  • Assistant: Laura Stromp
  • Model: Wilhelmina Houston, Henri Rodrigue, Lea-Felice
  • Stylist/Model: Lucian Prieto-Sanchez
  • Stylist: Marianka Benesch
  • Makeup Artist/Hair Stylist: Dani Berner

Marken: Rah Rah Studio, Richert Beil, People, Prada, Versace