
In unserem Interview spricht der X-Photographer Michael Frede davon, neue Wege zu finden, von den "dunklen" Seiten der Landschaftsfotografie und seiner großen Liebe für den hohen Norden.
Hallo Michael, erinnerst du dich an deine erste Kamera und deinen Weg zur professionellen Fotografie?
Wie viele andere Fotografen, musste ich erst einen Umweg über einen anderen Beruf gehen. Bei mir war es der Beruf des Informatikers, den ich im Jahr 2000 an den Nagel hängte und einen kompletten Neuanfang startete. Und ja, meine erste Kamera war im Jahr 1977 eine Praktika, die ich aber nach einer Woche sofort wieder eintauschte. Und zwar gegen eine Minolta SRT 101B mit einem 50mm Objektiv.
Warum? Mein Onkel fotografierte mit Minolta und hatte eine große Palette an Objektiven (Grins). Ich habe natürlich schon vor dem Jahr 2000 versucht, mich fotografisch weiterzuentwickeln und hatte über die Jahre einen guten Kontakt zu Minolta, wo ich ab ca. 2001 als Referent tätig sein durfte.
Minolta war es auch, wo ich meine fotografische „Ausbildung" und das professionelle Handwerkszeug mit auf den Weg bekam. Man will doch schließlich wissen, was man tut. Nach einem kurzen Intermezzo bei Nik Software, betrieb ich aber schon mein Unternehmen fotoabenteuer.de für Fotoreisen und Fotoworkshops. Ab dann gab es dann nur noch ein Ziel für mich: Das Arbeiten als Landschaftsfotograf.
Was bedeutet es für dich ein Landschaftsfotograf zu sein und was stellt für dich den besonderen Reiz an diesem Genre dar?
„Landschaftsfotografie bedeutet, mit jeder Faser deines Körpers, den Herzschlag unseres Planeten spüren zu können“. Vielleicht merkt der Leser in diesem von mir geprägten Ausspruch, worauf ich mich als Landschaftsfotograf einlassen muss, um zu emotional ansprechenden Bildern zu gelangen.
In der Landschaftsfotografie gibt es keinen Platz für reißerisches Getue. Hier geht es für mich um das Gefühlte, um Emotionen. Das macht für mich den Reiz dieses Genre aus. Du kannst jeden Tag an den gleichen Ort gehen und wirst doch unterschiedliche Bildergebnisse erzielen. Sei es an der eigenen Gemütslage oder an den ständig ändernden Licht- und Wetterverhältnissen. Eine schnell abfotografierte oder noch schlimmer nachfotografierte Landschaft reicht bestenfalls für den Mülleimer.
Beim Betrachten einer Landschaftsfotografie sehen wir meistens wenig von den erschwerten Bedingungen, die ein Fotograf auf sich nehmen muss, um zu dem entsprechenden Bild zu gelangen. Was sind die „dunklen“ Seiten, welche die Landschaftsfotografie mit sich bringt? Fällt dir eine besondere Anekdote dazu ein?
Du musst immer wieder den inneren Schweinehund überwinden und bereit sein, bei jedem Wetter und maximaler körperlicher Beanspruchung zu deinem Bild zu gelangen. Genauso musst du dir als Landschaftsfotograf ein dickes Fell zulegen.Ich gebe zu, es fällt auch mir nicht immer leicht zu hören, das Landschaftsfotografie ja schlichtweg jeder könne. Deswegen ist es für mich umso wichtiger den eigenen Stil, weit weg vom Mainstream gefunden zu haben.
Eine kleine Anekdote meiner Arbeit ist vielleicht meine erste unfreiwillige Bekanntschaft mit Tiefschnee. Ein Fluss halb vereist in Lappland sollte mein Motiv werden. Super Location dachte ich mir, und so nah an der Straße. Dort, wo einmal die Leitplanke sichtbar war, waren nun circa 3 Meter Schnee. Die ersten drei Schritte auf dem angefrorenen Schnee gingen auch prima, dann plötzlich war ich bis zu den Schultern versunken. Da der Schnee weich war, sank ich bei jeder Bewegung nur noch tiefer ein. Zudem drückte der Rucksack auch noch nach. Temperatur - 20 Grad. Da bekommt man schlechte Laune, dachte ich mir.
Nach 30 Minuten hielt ein Schwede, der dort mal Pause machen wollte, und sah mich im Schnee stecken. „Nee, nicht gleich rausziehen! Erst mal ein Foto machen ;-)“. Seitdem binde ich mir immer ein Seil um den Bauch und befestige es an der Anhängerkupplung. Oder verwende Schneeschuhe. „Greenhorn eben“.
Du bist ein offizieller Fujifilm X-Photographer und fotografierst mit dem Fujifilm X-Serie. Was macht für dich dieses System aus und wo liegen die Vorteile der X-Serie für die Landschaftsfotografie.
Der Vorteil des FUJIFILM X-Systems liegt für den professionellen Einsatz auf der Hand. „Reduziertes Gewicht bei absoluter Spitzenqualität der Ausrüstung ohne Schnickschnack“ Ich selbst arbeite mit der FUJIFILM XT-2 und dem neuen Mittelformatsystem, der FUJIFILM GFX50S.
Da ich meine Ausrüstung und mich gerne aufs notwendigste beschränke, arbeite ich mit vergleichsweise wenigen Objektiven, aber dafür mit den Spitzenoptiken der FUJINON Serie wie z. B. dem FUJINON Weitwinkelzoom 10-24mm der FUJINON 35mm Festbrennweite und dem sehr scharfen FUJINON Telezoom 50-140mm. Bei der Mittelformat besteht mein Set an Objektiven aus dem FUJINON 45mm Festbrennweite und dem FUJINON 120mm Makroobjektiv.
Warum? Es sind die Brennweiten mit denen ich zu 95% arbeite. Mainstream artige Weitwinkelfotografie ist nicht mein Stil. Sollte ich dennoch Bedarf an dem FUJINON 23 mm Objektiv haben, kann ich es als X-Photographer bei Fujifilm als Leihstellung beantragen. Toller Service! :-) In der Landschaftsfotografie kommt es wie vorhin schon erwähnt sehr auf die emotionale Wirkung der Bilder an. Hierbei hilft mir das FUJIFILM GFX50S System durch seinen großen Sensor in hervorragender Weise. Gut, das ist allen Mittelformatsystemen eigen. Bei der FUJIFILM GFX50S ist es die Kombination aus vielen Faktoren: die intuitive Bedienung; die Schärfe und die internen gestalterischen Möglichkeiten, sowie die unterschiedlichen Bildformate bis hin zum Tarantino Format. Also eine „runde Lösung“. Auf der von mir im Februar 2018 betreuten und durchgeführten Fujifilm GFX-Tour in Schwedisch Lappland durfte das System auch zum ersten Mal seine Fähigkeiten bei bis zu minus 30 Grad unter Beweis stellen - Perfekt.
Gibt es eine bestimmte Landschaftsform oder einen Ort, der dich besonders einnimmt und immer wieder auf fotografische Weise herausfordert?
Wer meine Bilder und mich kennt, weiß, dass ich mich die meiste Zeit meines fotografischen Schaffens in Schwedisch Lappland aufhalte. Hier finde ich die weichen unendlichen schneebedeckten Weiten aber auch wilde Wasser und die faszinierenden Farben des Indian Summer.
Hier ist es immer wieder eine körperliche Herausforderung, auch bei -35 Grad und Schneetreiben das Equipment aufzubauen und die Stimmung des Momentes einzufangen. So wird auch mein zurzeit entstehender Bildband die Geschichte aus 15 Jahren Fotografie in Schweden erzählen.
Gleichzeitig liebe ich die deutschen Küstenlandschaften. Allerdings mittlerweile mehr die raue Nordsee-Seite und seit 2017 die norddeutsche Heidelandschaft, wo ich mit meiner Partnerin und unserem Irish „Greta“ mitten im Naturschutzgebiet lebe. Also einfach aufstehen und fotografieren gehen.
Hast du einen Tipp zur Landschaftfotografie, den du unseren Fotografen bereits vor der SCHAU! verraten magst?
Neue Wege finden, und nicht in den ausgelatschten Spuren anderer stapfen. Lieber eine interessante Heidelandschaft fotografieren, als zum 100. Mal das gleiche Islandfoto das schon Horden anderer Fotografen geschossen haben, zu duplizieren.
Weitere Bilder von Michael Frede finden Sie hier.