INTERVIEW MIT KILIAN SCHÖNBERGER

16.09.2019

INTERVIEW MIT KILIAN SCHÖNBERGER

Kilian Schönberger hält seine Liebe zur Natur seit nunmehr über 15 Jahren in beeindruckenden Fotografien fest. In unserem Interview verrät uns der Nikon Fotograf u.a. worauf er bei seiner Suche nach geeigneten Motiven besonders achtet.

 

Hallo Kilian, was war deine erste Kamera und wie bist du zur Fotografie gekommen?

Meine erste Kamera war eine kleine bunte Filmkamera in der 6. Klasse für den Schullandheimaufenthalt. Aber ursprünglich war ich eher mit dem Bleistift in der Hand unterwegs. Die erste Digitalkamera war eine Ricoh Caplio RR30 so um 2004 rum. Legendär wegen ihres Makromodus. Dann kam ca. 2006 mit der Canon 400D die erste digitale Spiegelreflex. Damit hab ich dann begonnen gezielter Fotos zu machen, Portrait, Architektur aber auch schon Landschaft.

 

 

Zusätzlich zu deiner Profession als Fotograf bist du studierter Geograph. Wie ergänzt sich das in deinen Bildern?

Als Geograph kann ich gut "lesen" was ich eigentlich tatsächlich fotografiere. Ich hab also nicht nur einen Blick auf eine schöne Landschaft, sondern ich kann auch nachvollziehen wie diese Landschaft durch geologische Prozesse oder auch die Eiszeiten überformt wurde. Und warum aufgrund bestimmte Gesteinsarten z.B. speziell angepasste Pflanzenarten dort wachsen und andere nicht. Meine Erfahrungen kann ich dann auf andere Gebiete übertragen, so dass ich mittlerweile wohl in fast allen Ecken der Erde wüsste, mit welchen Motiven zu rechnen ist und mit welchen eher nicht.

 

 

Ich kennen deine Fotografien aus diversen Outdoor-Büchern des gestalten Verlags, den Sozialen Medien und natürlich auch deinen eigenen Publikationen. Für mich hast du in deinen Bildern einen ganz eigenen Blick auf Landschaftsfotografie. Worauf achtest du in deiner Suche nach geeigneten Motiven?

Zunächst mal ist für mich das Motiv nur eine der Zutaten für ein gutes Foto. Viele meiner Motive sind an 360 Tagen im Jahr völlig unspektakulär. Aber ich versuche genau an einem der restlichen 5 Tage vor Ort zu sein, wenn das Motiv mit den Wetterbedingungen im Einklang ist und man auch direkt vor der Haustür Aufnahmen machen kann, die keinen internationalen Vergleich scheuen müssen. Ich würde sogar sagen, dass ich mir relativ wenig aus bekannten ikonischen Spots mache. Klar, finden sich auch einige in meinem Portfolio, aber reizvoller finde ich neue Motive und Aussichten.

 

 

Die Naturfotografie hat viele unberechenbare Komponenten. Wie gehst du damit um und magst du uns von einer Episode erzählen, in der es vielleicht mal nicht so gut lief?

Draußen fotografieren heißt für mich, dass ich ständig in Bewegung bin. Manche Kollegen suchen den einen optimalen Bildausschnitt, stellen die Kamera aufs Stativ und verbleiben mit dieser Komposition mehrere Stunden an einem Ort. Wer viel rumläuft, rutscht auch öfter aus, gerade im Winter oder bei Regen... aber das gehört dazu. Weniger schön war, dass ich in Patagonien eine Kamera verloren hab. Bei meterhohen Wellen und Sturm an einem der Seen, hatte ich kurz meine Konzentration allein auf die nächste Woge gerichtet um nicht nass zu werden, da sah ich im Augenwinkel wie langsam das Stativ am glitschigen Boden kippte. Die Kamera ging noch ein paar Minuten, dann war sie Geschichte. Aus Gewichtsgründen hatte ich keine Zweitkamera dabei und der nächste Händler wäre hunderte Kilometer entfernt gewesen - bei nur mehr drei Tagen Aufenthalt nicht lohnend. Aber natürlich hätte ich in diesen drei Tagen noch die ein oder andere spannende Aufnahme festhalten können.

 

 

Du warst auf den FOTOTAGEN 2019 für Nikon zu Gast sein. Worauf durften sich die Besucher deiner Vorträge freuen?

Auf die geheimnisvollsten Wälder vor unserer Haustür und auf die Magie der "Bleichen Berge". Wald ist ja durch die Trockenheit in den letzten 1,5 Jahren ein großes Thema in den Medien. Aber neben den ganzen Hiobsbotschaften ist es auch wichtig, die Schönheit dieses Lebensraums zu zeigen. Ich kenne Leute aus Norwegen und Südtirol die nach Deutschland kommen, um Wald zu fotografieren. Ich denke man sollte mehr die Naturlandschaften schätzen, die man vor der Haustüre hat.

Der zweite Vortrag über die Dolomiten zeigte einfach den Zauber einer der schönsten Berglandschaften der Welt. So spannend die Aufnahmen sind, so hab ich noch Dutzende Spots die ich besuchen möchte. Die Dolomiten sind neben den deutschen Landschaften mein zweites Spezialgebiet.

  

    

  

Erzähl uns welche Kameras und Objektive du von Nikon benutzt und weshalb Nikon die Marke deiner Wahl ist?

Ich bin mit der D850 unterwegs, nach einigen Systemkameras wollte ich wieder ein richtiges Werkzeug haben. Wenn ich fotografiere geht es mit den Temperaturen schon mal bis -40°C und 3 Meter Schnee... da hat mich die Outdoor-Tauglichkeit der Systemkameras nicht 100% überzeugt. Die D850 ist auch dann noch gut zu bedienen. Meist bin ich mit einem 16-35mm, 24-70mm, 70-200mm Objektiv-Set unterwegs. Ein Kompromiss aus Abbildungsleistung und Gewicht / Flexibilität. In den Bergen machen sich die Gewichtsunterschiede im Rucksack schnell bemerkbar. Aber natürlich hab ich noch andere Gläser, wenn es mal nicht zunächst hunderte Höhenmeter den Berg hoch geht.

  

 

Was darf zusätzlich zur Kamera nicht in deiner Fototasche/deinem Wanderrucksack fehlen?

Ein Stativ ist immer dabei und auch eine Stirnlampe ist ein Muss. Gerne auch gedruckte Landkarten der Region, gerade in den Dolomiten äußerst hilfreich und gut für den Akku vom Smartphone. Tape um Blasen an den Füßen versorgen. Ein paar Handschuhe... usw.

 

 

Vielen Dank, zum Abschluss… welchen einfachen, aber wirkungsvollen Tipp hast du für unsere Leser, die in der Natur vielleicht selbst Bilder machen möchten?

Als Fotograf ist man mit den Ergebnissen zufriedener, wenn man nicht alles auf globalem Maßstab in den Sozialen Medien vergleicht. Wenn man ein Bild fotografiert, was für den Harz sehr gut ist, aber vielleicht mit Patagonien nicht mithalten kann vom Motiv her, ist das trotzdem ein tolles Bild. Und die immergleichen Postkartenansichten bekannter Landschaften nutzen sich visuell sowieso viel schneller ab. In der Auseinandersetzung mit weniger spektakulären Aussichten, lernt man auch mehr über die Landschaftsfotografie und Komposition als wenn man nur konkreten Aufnahmen anderer Fotografen nacheifert. Soll ja Leute geben, die ausgedruckte Fotos mitbringen, um vor Ort Kompositionen 1 zu1 nachzuahmen. Das hat dann für mich nicht mehr viel mit Fotografie zu tun.