INTERVIEW MIT JOHANNES HULSCH

23.05.2023

INTERVIEW MIT JOHANNES HULSCH

Heute haben wir das Vergnügen mit dem Landschaftsfotografen Johannes Hulsch zu sprechen. Seine Kompositionen erzählen Geschichten von majestätischen Gipfeln, ruhigen Seen und weiten Tälern, die die Betrachter in Staunen versetzen. In unserem Interview erfahrt ihr, wie Johannes seine Reisen plant, welches Equipment er nutzt und vieles mehr.


Wie hast du mit der Fotografie angefangen und was war deine erste Kamera?


Mein Weg zur Fotografie war eher ein schleichender Prozess. In meiner Familie war ich schon früh derjenige, der die Kamera in die Hand gedrückt bekommen hat, um ein paar Schnappschüsse zu knipsen.Damit steigerte sich auch mein Interesse an der Fotografie zusehends.

Ich habe kurz nach dem Abitur mit der ersten größeren Spiegelreflexkamera angefangen zu fotografieren, das war damals mit der schon eher veralteten Canon EOS 10D. Über die Sommerferien blieb mir etwas Zeit bis zum Studium und ich beschloss mich in Sachsen nach Motiven umzuschauen. Deshalb ging mein erster größerer Fototrip in die sächsische Schweiz.

Nach und nach wurden aus meinen Reisen innerhalb Deutschlands auch Reisen in die Nachbarländer und schließlich in die ganze Welt.

 

Fotos: Johannes Hulsch

Was hat dich dazu motiviert, Landschafts- und Reisefotografie als deine Leidenschaft zu wählen? Was fasziniert dich am meisten daran und warum?


Ich finde die Landschaften sind so vielseitig, auch ohne, dass man immer in die Ferne schauen muss. Man entdeckt immer wieder neue Motive vor der Haustür.

Allein die verschiedenen Jahreszeiten gestalten die Landschaften immer wieder zu neuen Motiven. Zusätzlich lerne ich durch das Reisen ständig neue Kulturen und Menschen kennen, welche wiederum eigene Geschichten zu erzählen haben, aus denen man lernen kann.

 

Fotos: Johannes Hulsch

Mit welcher Kamera fotografierst du zur Zeit. Welche Sigma Objektive befinden sich immer in deiner Kameratasche?


Ich fotografiere momentan mit der Sony A7R4 und als Backup mit der Sony A7R3. Ich finde, dass Sony aktuell die beste Kombination aus Foto und Video-Funktionen anbietet.

Zudem ist der Sony E-Mount schon früh für Drittanbieter geöffnet worden, was die Objektive erschwinglicher macht. So habe ich auch meinen Weg zu Sigma gefunden. Immer dabei habe ich aktuell das Sigma 14-24/2.8 DG DN, das 24-70/2.8 und das 100-400/5-6.3 DG DN.

Foto: Johannes Hulsch

Wie gehst du bei der Planung und Vorbereitung deiner Reisen vor, um die besten Landschaftsmotive zu finden?


Die Planung nimmt bei mir einen großen Stellenwert ein. Oft verbringe ich fast genauso viel Zeit vor dem Rechner, wie die Reise am Ende dauert.   Als Erstes verschaffe ich mir bei Google Maps einen groben Überblick über die Gegend, in der ich unterwegs bin. Am liebsten in der Satellitenübersicht. Dann schaue ich wann und wo die Sonne auf- und untergeht in der App Sun Surveyor.

Die nächste Station ist tatsächlich Instagram, wo ich nach Hashtags und Orten suche, die mir bei Google als Attraktionen vorgeschlagen wurden, bzw. ich schon mal gehört habe.

Je nach Wetterlage suche ich nach Outdoor-Spots oder Architektur und Interieur, dass sich auch bei Regen fotografieren lässt. Kurz vor der Reise schaue ich dann nach dem Wetter, da erst dann der Wetterbericht zuverlässige Informationen liefern kann. Erst jetzt entscheidet sich, ob ich eher die Optionen für schönes Wetter oder die für Regen und/oder Sturm nehme.

Fotos: Johannes Hulsch

Gibt es eine bestimmte Technik oder Herangehensweise, die du häufig in deinen Fotos verwendest, um die gewünschte Atmosphäre einzufangen?


Es gibt keine wirkliche Faustformel, wie man eine bestimmte Atmosphäre einfangen kann. Besonders in der Landschaftsfotografie ist vieles einfach Glückssache, kombiniert mit einer großen Portion Fleiß.

Natürlich ist es nicht angenehm, wenn um 3 Uhr früh der Wecker klingelt und man noch eine zweistündige Wanderung vor sich hat, bis man einen Spot erreicht. Immer in der Hoffnung, dass auch das Wetter mitspielt. Trotzdem ist die Belohnung, wenn alle Faktoren zusammenspielen, umso größer und man vergisst die Strapazen bis dahin auf einen Schlag.

Ich bin dann oft wie in einem Film gefangen. Manchmal hat man bereits ein bestimmtes Bild im Kopf.  Mir passiert es jedoch häufig, dass ich merke, dass ein Motiv aus einem leicht geänderten Winkel viel interessanter ist. Dann beginne ich zu experimentieren.

Aber genau das macht die Fotografie aus. Es ist ein künstlerischer Prozess, ohne richtig oder falsch.

Johannes Hulsch

 

Worauf dürfen sich die Besucher SCHAU! 2023 in deinen Vorträgen freuen?

In meinem Vortrag auf eurer Fotomesse zeige ich den Besuchern, wie sie versteckte Fotomotive in Deutschland entdecken können. Dabei präsentiere ich mein persönliches Equipment, darunter Sigma Objektive, Rucksack, Stativ, Kamera, Filter, Drohne und Gadgets.   Außerdem erkläre ich, wie ich meine Reisen im Vorfeld plane, einschließlich Jahreszeiten, Hotel, Flüge und Mietwagen.

Sie lernen verschiedene Apps kennen, wie Sun Surveyor, Meteo Blue, Webcams und die Hashtag-Suche, und erfahren, warum Google Maps mehr als Navigation ist.

Kommt vorbei und entdeckt die Hidden Gems in Deutschland!

 

Erzähl uns von einem für dich unvergesslichen Erlebnis und warum hat es dich so beeindruckt hat?


Es ist schwer, sich auf ein Erlebnis festzulegen. Auf jeder Reise passieren Dinge, die einen nicht wieder loslassen.

Spontan würde ich sagen, dass der Monat im Winter 2021, als ich Albanien allein erkundet habe, mich wohl am meisten geprägt und beeindruckt hat.

In Albanien gibt es so viele Kontraste und gleichzeitig so viele Gemeinsamkeiten. Die Menschen waren unglaublich gastfreundlich zu mir und ich habe eine Menge gelernt. Zum Beispiel, wie Menschen auch ohne große finanzielle Mittel ein glückliches Leben führen. Man wird von jedem, den man auf der Straße anspricht, gleich nach Hause auf einen Tee oder Essen eingeladen.

Am Anfang der Reise war ich knapp eine Woche in einem Bergdorf eingeschlossen. Da die einzige Zufahrtsstraße durch zwei Lawinen blockiert wurde, hat es eine Weile gedauert bis schweres Gerät die Straße wieder räumen konnte.

Viele der Einheimischen sprachen kein Englisch und ich musste mich mit Händen und Füßen verständigen. Ohne zu Fragen wurde ich in die Familien integriert und hatte bereits nach ein paar Tagen vergessen, in welcher Situation ich eigentlich streckte.

Jeder hatte seine Aufgabe und so vergingen die Tage wie im Flug. Ein Abenteuer, was ich nie vergessen werde.

Foto: Johannes Hulsch

Vielen Dank, zum Abschluss… welchen einfachen, aber wirkungsvollen Tipp hast du für unsere Leser, die ihr eigenes Abenteuer selbst in Bild festhalten wollen?


Der wichtigste Tipp ist, nicht den Spaß am Fotografieren zu verlieren und nicht in zu festen Bahnen zu denken. Manche Motive sind von sich aus fotogener als andere, jedoch fördert das Nachstellen von bekannten Szenen nicht die eigene Kreativität.

Es lohnt sich, sich selbst Challenges zu stellen. Beispielsweise nur ein bestimmtes Objektiv beim Foto Trip einzupacken oder auch als Landschaftsfotograf mal sich auf ein Shooting mit einem Model einzulassen. Macht man eine Sache zu lange immer wieder gleich, verfällt man in Routinen und der kreative Schaffensprozess leidet darunter.

Die besten Motive liegen nicht immer in weiter Ferne an exotischen Orten. Stattdessen sollte man den Vorteil nutzen, dass man sich vor seiner Haustür oft besser auskennt als Touristen, die von weit her anreisen. So findet man oft Orte und Winkel, die noch unentdeckt sind.