INTERVIEW MIT RAFAEL STEINLESBERGER

20.05.2023

INTERVIEW MIT RAFAEL STEINLESBERGER

In unserem Interview mit Rafael Steinlesberger erfahrt ihr, wie er seine Leidenschaft für die einzigartige Schönheit von Insekten entdeckte und welche Herausforderungen die Insektenfotografie an den Fotografen stellt. Auf der SCHAU! 2023 wird Rafael u.a. seine Arbeitsweise, Methoden und Tipps für hochauflösende Makrofotos präsentieren. Lasst euch von Rafael in die Kunst der Insektenfotografie entführen! 

 

Wie bist du zur Fotografie gekommen und was war deine erste Kamera?

Mich hat es erst während meines Studiums zur Fotografie gezogen. In der Vorbereitung auf meine Arbeit als Biologielehrer war ich oft draußen in unterschiedlichen Lebensräumen unterwegs, um Pflanzen und Kleintiere zu dokumentieren.

Begonnen hat alles mit der Makrofunktion meines Handys. Mir wurde bewusst, dass in der Mehrheit der kleinen Tierchen viel mehr Farben und Details stecken als mit dem bloßen Auge ersichtlich. Es wurde aber schnell klar: Für bessere Resultate muss eine bessere Kamera her.

Da mein Vater sich damals eine neue Kamera gekauft hatte, überlies er mir seine Canon 60D als meine erste Kamera. Es dauerte jedoch nicht lang, bis ich auf eine Canon 5D Mark III aufrüstete. Heutzutage fotografiere ich mit meiner OM System Kamera.

 

Fotos: Rafael Steinlesberger

 

Was ist der Reiz für dich daran, mithilfe der Makrofotografie Insekten abzulichten?

Insekten und andere Gliederfüßer fand ich schon immer spannend, durch das Biologiestudium kam diese Faszination jedoch erst richtig zur Geltung.

Die schier endlose Artenvielfalt stellt sicher, dass man stets neue Entdeckungen macht und spannende Verhaltensweisen beobachten kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie überall zu finden sind. Egal, ob in der eigenen Wohnung, im Park vor der Tür oder im Naturschutzgebiet – man kommt immer auf seine Kosten.

Durch die Makrofotografie wird es schließlich möglich, fingernagelgroße Tiere riesenhaft erscheinen zu lassen und ihnen individuellen Charakter einzuhauchen.

 

Fotos: Rafael Steinlesberger

 

Wo liegen die besonderen Schwierigkeiten darin, mit Insekten zusammenzuarbeiten?

Offensichtlich sind die meisten Insekten unglaublich schnell und aktiv. Da ich fast ausschließlich mit der Methode des Fokus Stackings arbeite, um detaillierte Bilder mit hoher Schärfentiefe zu erlangen, ist es für mich essenziell, die Tiere in einem ruhigen Moment zu erwischen.

Dabei entstehen meine Fotos nur von lebendigen Individuen, welche in ihrem natürlichen Umfeld unter Verzicht auf jegliche Art der Betäubung oder künstlichen Ruhigstellung, aufgenommen werden.

Dementsprechend eignet man sich einige Methoden an, um den ohnehin schon großen Ausschuss an misslungenen Bildern etwas zu reduzieren.

 

Foto: Rafael Steinlesberger

 

Du bist am Samstag, den 3.6.23 bei uns auf der SCHAU!2023. Worauf dürfen sich die TeilnehmerInnen deiner Workshops/Photowalks freuen?

Ich freue mich sehr über die Einladung! Ich stelle den Besuchern meine Arbeitsweise sowie eine Auswahl an unterschiedlichen Methoden und Tipps für das Erlangen hochauflösender Makrofotos vor.

Dabei gehe ich auch auf die, von mir regelmäßig verwendete, Methode des Fokusbracketings / Fokusstackings und deren Nachbearbeitung genauer ein. Die Theorie kann anschließend im Photowalk in die Praxis umgesetzt werden.

 

Fotos: Rafael Steinlesberger

 

Wie gehst du vor, um die besten Momente oder Verhaltensweisen von Insekten einzufangen? Gibt es eine bestimmte Vorgehensweise, die dafür erforderlich ist?

Es gibt da eine Reihe an Faktoren, die mitspielen! Hier einige Beispiele:

  • Gute Augen: Mit fortschreitender Übung wird man zum menschlichen Insektenscanner und entdeckt immer mehr Kleintiere um sich.
  • Wissen über die Biologie der Tiere: Je mehr man über bestimmte Spezies weiß, desto eher die Chance, gewisse Verhaltensweisen festzuhalten. Dabei hilft es, sich über Aktivitätszeiträume und die Entwicklungsbiologie zu informieren.
  • Ruhe und Geduld: Wenn einem ein kooperierendes Insekt die Chance für eine Nahaufnahme gibt, sind Ruhe und Vorsicht geboten, um das Tier nicht gleich wieder aufzuscheuchen.
  • Glück: In der Naturfotografie immer ein großer Faktor. Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, ist nicht immer eine Frage der Planung. Manchen Szenen laufe ich seit Jahren hinterher und weiß nicht, ob ich sie je einfangen werde.

  

Fotos: Rafael Steinlesberger

  

Wie sieht dein OM System Setup aus? Welche Objektive sind Standard in deiner Fototasche?

Seit meinem Umstieg zu OM System habe ich mit der Olympus OM-D E-M1 Mark III und dem M.Zuiko 60 mm f2.8 Objektiv fotografiert. Ein extrem leichtes und handliches Setup, mit dem man beeindruckende Resultate erzielt. Seit Kurzem fotografiere ich mit der OM-1 und dem neuen 90 mm f3.5 Makro Objektiv, welches durch die unglaubliche 2:1 Vergrößerung neue Möglichkeiten eröffnet.

  

Fotos: Rafael Steinlesberger

 

Welches ist das beeindruckendste oder ungewöhnlichste Insekt, das du jemals fotografiert hast, und warum hat es dich fasziniert?

Eine sehr schwierig zu beantwortende Frage, die ich nur mit Beispielen beantworten kann. Die zu den „Urinsekten“ gehörenden Felsenspringer existieren, kaum verändert, seit über 400 Millionen Jahren. Ihr kurioses Aussehen sticht mit Sicherheit heraus. Dann wäre da noch die Familie der Goldwespen, welche in allen Farben des Regenbogens schillern. Da sie klein und unglaublich flink sind, ist es eine große Herausforderung sie zu fotografieren.

 

Foto: Rafael Steinlesberger

 

Vielen Dank, zum Abschluss … Welche Tipps könntest du unseren LeserInnen geben, die daran interessiert sind, Insekten zu fotografieren?

Der größte „Gamechanger“ für mich war wahrscheinlich der Kauf eines Blitzes und eines Diffusors. Genügend Licht zu haben, ist in der Makrofotografie immer ein Problem, besonders bei hoher Vergrößerung. Ein diffuser Blitz dient als gleichmäßige Lichtquelle, die einem das Leben sehr erleichtert und all die faszinierenden Details zum Vorschein bringt. Weitere Informationen gibt’s dann am 3.6.23 beim Workshop!