09.10.2018
Der Pulitzer-Preisträger Daniel Etter hat zunächst Politikwissenschaften studiert und ist dann über das Schreiben zum Fotojournalismus gelangt. Internationale Bekanntheit erhielt der Fotograf u. a. durch seine Bilder über die Landung syrischer Flüchtlinge am Strand von Kos. In unserem Interview spricht Daniel über die für ihn wichtigen Elemente guter Reportagefotografie und vieles mehr.
Hallo Daniel, du hast Politikwissenschaften studiert, bist also über das Schreiben zum Journalismus gekommen. Wie kam es dazu, dass du heute Fotojournalist bist?
Das war eine bewusste Entscheidung und das Ziel Fotojournalismus hatte ich schon zu Beginn meines Studiums. Ich habe mich auch auf Fotoschulen beworben, dann aber dagegen entschieden. Mir war es wichtig, eine breite Bildung zu genießen und den Beruf nicht nur visuell anzugehen, sondern auch die Kontexte zu verstehen in denen meine Arbeit stattfindet. Das Politikstudium hat dabei geholfen.
Was sind für dich besonders wichtige Elemente einer guten Reportagefotografie?
Sie muss Emotionen wecken und entweder Bekanntes in einen neuen Zusammenhang setzen oder Unbekanntes aufzeigen. Das kann in einem Apartmenthaus in Deutschland umgesetzt werden oder in den Bergen Afghanistans. Wichtig ist, dass die Betrachter überrascht sind, dass sie lernen, neue Erkenntnisse haben oder berührt sind.
Du hast 2016 den Pulitzer Preis für Journalismus in der Kategorie „Breaking News Photography“ erhalten. Die Fotografie zeigt einen bewegten und emotional aufgelösten Familienvater, dem es knapp gelungen ist, seine kleinen Kinder und sich über das Mittelmeer an die griechische Küste zu retten. Ahnt man, wenn man solch ein Bild eingefangen hat, dass es in der Öffentlichkeit diesen Grad an Aufmerksamkeit erfahren wird/kann?
Ich merke, wenn ich ein gutes Bild habe, weil es selber etwas bei mir hinterlässt. Bei mir selber Emotionen auslöst. Dieses Foto ist das extremste Beispiel dafür. Ich habe mit dieser Familie am Strand geweint, weil ich so von ihren Emotionen überwältigt war. Ich versuche diese Emotionen in Bilder zu übersetzen und ich hatte damals das Gefühl, es sei mir gelungen. Welche Reaktionen und welche Aufmerksamkeit es erfahren wird, habe ich nicht ahnen können.
Du warst auf unseren FOTOTAGEN 2018 mit Canon zu Gast und hast einen Vortrag zum Thema „Geschichte Erleben | Fotojournalismus und die Kraft von Bildern“ gehalten. Worum ging es in deinem Vortrag?
Ich habe über die Entwicklung und die Wendepunkte in meiner Arbeit erzählt, darüber wie ich zum Fotojournalismus gekommen bin, warum ich bis heute an seine Kraft glaube und welche Verantwortung Fotojournalismus mit sich bringt. Ein Thema, dass mir sehr am Herzen liegt.
Vielen Dank, zum Abschluss… Erzähl uns bitte welche Kameras und Objektive du von Canon benutzt?
Momentan eine 5D Mark IV und die allermeiste Zeit ein EF 50mm/ 1,2 L USM oder ein EF 35mm/ 1,4 L II USM. Für meine Reportage in Rumänien, über die ich bei den Fototagen erzählt habe, wurde eine EOS R und eine RF 50mm/ 1,2 L USM benutzt.
Daniel Etters Auftritt auf den FOTOTAGEN 2018 wurde freundlicherweise von Canon präsentiert.