INTERVIEW MIT DEN SONY G MASTER INGENIEUREN

30.06.2017

INTERVIEW MIT DEN SONY G MASTER INGENIEUREN

In unserem Interview erläutern die Sony Ingenieure Akira Shiraishi und Masanori Kishi das Konzept der G Master Objektive, das aus der Idee geboren wurde, technologische Innovation und kompromissloses optisches Design in Perfektion zu vereinen.

 

Was war die Vision hinter der Sony G Master Serie?

Akira Shiraishi (Produktplaung): „Als neue Marke mit einer klaren Vorstellung von Kameras der Zukunft steht G Master für uns für die ultimative Kombination aus erstklassiger Auflösung und Bokeh.

 

 

Sony ist ein führender Hersteller von Bildsensoren und hat eine klare Vorstellung davon, wie sich Bildsensoren in Zukunft entwickeln werden. Die Bildsensortechnik wird ständig weiter entwickelt. Wir glauben, dass hohe Auflösungen und Bokeh als universelle Werte stets bedeutend und gefragt sein werden. Darauf basierend haben wir mit der Entwicklung des lichtstarken F2,8 Zoom-Objektivs und des F1,4 Festbrennweiten-Objektivs begonnen.

 

 

Dies sind die drei Produkte, die unser Team unter der neuen Marke G Master entwickelt habt: das Standard-Zoomobjektiv  FE 24–70 mm F2,8 GM, für das wir uns auf die Auflösungsleistung von Objektiven mit Festbrennweite für jede Brennweite konzentriert haben, das FE 85 mm F1,4 GM Porträt-Objektiv mit Schwerpunkt auf der Bokeh-Wiedergabe vom schärfsten Fokus bis zum Hintergrund und das FE 70–200 mm F2,8 GM OSS Telezoom-Objektiv, welches speziell für das Erfassen leistungsstarker Auflösung im Tele- und Bokeh-Bereich bei Porträtaufnahmen konzipiert wurde.“

 

 

Welche Rolle für die Abbildungsleistung spielt die Entscheidung asphärische Linsen bei den G Master Objektiven  einzusetzen?

Masanori Kishi (Deputy General Manager - Lens Mechanical Design Department): „Die G Master-Objektive wären ohne dieses Schlüsselelement gar nicht möglich gewesen.

 

 

Bei der Entwicklung der G Master Objektive verwendeten wir ein XA-Objektivelement (extrem asphärisch) mit einer außergewöhnlich hohen Oberflächengenauigkeit von 0,01 Mikrometer. Zunächst einmal ist es sehr schwierig, asphärische Objektive herzustellen. Es war daher eine Herausforderung für uns zu ermitteln, wie weit die Oberflächen-Genauigkeit gesteigert werden könnte. Ich denke, dass der Grund für dieses hohe Maß an Perfektion das wir erreicht haben, darin begründet ist, dass wir eine neue Technologie von Sony nutzen konnten.

 

Herkömmliche Genauigkeit von Linsenoberflächen

      

Genauigkeit von XA-Linsen (0,01 Mikrometer)

 

Bei der Entwicklung eines Objektivs ist es nicht üblich, dass alle Linsenelemente die gleiche Leistungsfähigkeit aufweisen; vielmehr wird die Konstruktion durch die Zuweisung bestimmter Aufgaben zu einzelnen Linsenelemente hin optimiert. Durch die hohe Präzision der Oberflächen von XA-Linsenelementen erreichen wir bei der G Master-Serie eine hohe Leistung in Bezug auf Lichtempfindlichkeit und Aberrationskorrektur. So schaffen wir es, dass das gesamte Objektiv eine höhere Auflösung liefert als jemals zuvor.“

 

Die XA-Linse (Extreme Aspherical) maximiert die Leistung der anderen Linsenelemente, um eine hohe Auflösung und ein natürliches Bokeh zu erzielen.

 

Wie gelingt es Ihnen die hohe Auflösung und ein spektakuläres Bokeh in einem Objektiv zu vereinen?

Masanori Kishi: „Da eine hohe Auflösung und ein schönes Bokeh zwei kollidierende Anforderungen sind, ist es eine schwierige Aufgabe, beides vollendet zu vereinen. In Bezug auf die Auflösung haben wir uns an einer MTF mit einer Ortsfrequenz von 50 Linienpaaren pro Millimeter orientiert – dem höchsten Wert aller Zeiten. Letztendlich sollte das Ziel ein Foto sein, das gut aussieht. Worauf es also ankommt, ist ein Design zu schaffen, das von niedrigen bis hohen Frequenzen gut ausgewogen ist.

 

 

In der Entwicklungsphase des Objektivs müssen wir, wenn wir die Auflösung erhöhen, kontinuierlich das Bokeh prüfen. Dafür haben wir im Rahmen einer Bokeh-Simulation sichergestellt, dass das Bokeh nicht aufgrund der Leistungssteigerung der MTF beeinträchtigt wird. Das Bokeh eines Objektivs ist ein hochkomplexes Thema. Die gesammelten Erfahrungen und das Wissen von Sony müssen daher auf gekonnte Art und Weise in die Bokeh-Simulation einfließen. Auf diesem Weg erreichen wir ein besonders schönes Bokeh.“

 

Bokeh Simulationen

 

Akari Shiraishi: „Das Bokeh wird in einer optischen Konstruktion durch viele Faktoren beeinflusst, es ist schwierig diese schon beim Entwurf vollständig zu eliminieren. Es gibt zwischen den Endprodukten individuelle Unterschiede. Die Objektive der G Master Serie werden daher im Fertigungsprozess einzeln geprüft und vor dem Versand so eingestellt, dass sie ein schönes Bokeh erzeugen.

Das FE 85 mm F1,4 GM und FE 70–200 mm F2,8 GM OSS sind die ersten α-Objektive, die eine kreisförmige Blende mit 11 Lamellen nutzen. Die Entwicklung der aktuellen Blende mit elf Lamellen wurde dahingehend optimiert, die Bokeh-Formen auch bei offener Blende so rund wie möglich zu gestalten.“

  

Das FE 85 mm F1,4 und FE 70–200 mm F2,8 GM OSS sind die ersten α-Objektive, die eine kreisförmige Blende mit 11 Lamellen nutzen.

    

Bokeh mit 11 Blendenlamellen.

   

Bokeh mit 7 Blendenlamellen.

 

Erzählen Sie uns etwas zu dem innovativen SSM-Steuerungsmotor!

Masanori Kishi: „Selbst wenn eine ausgewogene Balance zwischen hoher Auflösung und Bokeh erzielt und höchste Leistungsdaten erreicht werden, wird diese Leistung ohne eine gleichermaßen gute Fokussiergenauigkeit nicht ersichtlich.

Das FE 70–200 mm F2,8 GM OSS erreicht das Gewicht des Objektives durch das Aufteilen der üblicherweise aus einem Teil bestehenden Fokussiereinheit in zwei separate Einheiten. Dadurch wird das Gewicht ausbalanciert. Außerdem wird durch Kombination der Fokussiereinheiten mit voneinander unabhängig steuerbaren Aktuatoren nicht nur bei Fotos, sondern auch bei Videos eine gleichmäßigere Fokussierung möglich. Das Separieren der Fokussiereinheit in zwei Teile erzeugt eine schwimmende Struktur, die es erlaubt, verschiedene Bildfehler bei allen Motivabständen effektiv zu entfernen.

 

1. Ringförmiger SSM-Motor 2. Linearer Motor

 

Das FE 85 mm F1,4 GM und FE 70–200 mm F2,8 GM OSS sind darüber hinaus mit einem neuartigen ringförmigen SSM-Motorsystem ausgestattet, das für den Kontrast-AF in spiegellosen Wechselobjektivkameras optimiert ist.

Dank dieses ringförmigen SSM-Motors, der beiden Positionssensoren sowie eines Antriebsalgorithmus kann die Position des Objektivs auf einen Mikrometer genau gesteuert werden, wodurch eine besonders präzise Autofokussierung gewährleistet ist.

 

Ringförmiger SSM-Motor

 

Ich hoffe wirklich, dass die Anwender die Funktion „AF mit Augenerkennung (Autofokus)“, die auf die Augen des Motivs scharf stellt, ausprobieren und die hohe Fokussierungsgenauigkeit des FE 85 mm F1,4 GM an den Kameras der α7 Serie zu schätzen wissen. Ich denke, das wird zu einem vollständig neuen Aufnahmestil führen, da die Fotografen jetzt die Freiheit haben, den Blickwinkel zu ändern oder das Motiv umhergehen zu lassen, während die Pupillen jederzeit scharf gestellt bleiben.“

 

 

Was bedeutet es für Sie an der Entwicklung der G Master Serie beteiligt gewesen zu sein?

Akira Shiraishi: „Mit der Entwicklung des neuen FE 85 mm F1,4 GM hatte ich mir zum Ziel gesetzt, ein herausragendes Objektiv zu erschaffen, dass alle Objektive zuvor übertreffen soll. Ich glaube, dies ist genau das, was wir erreicht haben, und ich hoffe, dass auch andere diese Überzeugung teilen werden. Außerdem konnten wir aufgrund des Feedbacks unserer Kunden zur F1,4 Serie – das wir sehr ernst genommen haben – die Leistung unserer beiden anderen Objektive der G Master Serie, das  FE 24–70 mm F2,8 GM und das FE 70–200 mm F2,8 GM OSS, verbessern.“

 

 

Masanori Kishi: „Wir konnten diese neuen Produkte auf den Markt bringen, nachdem wir jedes Detail noch einmal durchdacht und das Feedback der Anwender miteinbezogen hatten. Ich kann sagen, dass wir Objektive entwickelt haben, die ich guten Gewissens weiterempfehlen kann und ich freue mich darauf, zu sehen, wie Leute diese Objektive tatsächlich verwenden. Ich hoffe, den Anwendern gefällt die beispiellose Verbindung von hoher Auflösung und wunderschönem Bokeh, die die neue G Master-Serie auszeichnet.“